Dauerproduktion von Desinfektionsmitteln

PFAFFEN-SCHWABENHEIM. Die Chemische Fabrik Dr. Stöcker beteiligt sich am Kampf gegen den bundesweiten Mangel an Desinfektionsmitteln. Seit Anfang März werden in der chemischen Fabrik Dr. Stöcker Desinfektionsmittel produziert, bis zu 35 Tonnen (gut 35.000 Liter) am Tag. Eine respektable Leistung – bedenkt man, dass der weltgrößte Chemie-Konzern in Ludwigshafen die Herstellung von 30 Tonnen in der Woche realisiert.

„Wir sind seitdem vollkommen überrannt worden, denn wir wollten eigentlich nur eine Regionalinitiative im Landkreis Bad Kreuznach starten“, berichtet Dr. Oliver Gozdowski, der Kaufmännische Leiter bei Dr. Stöcker. „Inzwischen liefern wir deutschlandweit und produzieren täglich über 30 Tonnen.“

Das Familienunternehmen hat inzwischen den „Blaulicht-Organisationen“ wie ASB, DRK, Malteser Hilfsdienst, Rettungsdienst Rheinhessen-Nahe und dem DRK-Kreisverband in einem ersten Schritt je mehrere Hundert und der Ortsgemeinde Pfaffen-Schwabenheim 1000 Taschenfläschchen gespendet, zudem wurden der Stadt Bad Kreuznach bis zu 10.000 Desinfektionsfläschchen kostenlos in Aussicht gestellt. Außerdem wurden 1000 Flaschen an die vier Standorte des Westpfalz-Klinikums gespendet.

Geschäftsführer Christian Möller berichtet von Kunden, die verzweifelt anrufen, weil sie dringend benötigte Desinfektionsmittel nicht beschaffen können. Auch Krankenhäuser aus Mainz, die Diakonie sowie die Caritas meldeten sich in Pfaffen-Schwabenheim, um kanisterweise Desinfektionsmittel zu kaufen. Dieses wird von Dr. Stöcker unter anderem gemäß den Rezepten der in Genf ansässigen Weltgesundheitsorganisation (WHO) produziert. Diese Mixtur enthält mehr als 70 Prozent Alkohol, die den Corona-Virus und andere Erreger zuverlässig abtöten.

„Wir haben allein 15 Tonnen Desinfektionsmittel an Standorte der Diakonie von Kassel bis Darmstadt ausgeliefert“, berichtet Benjamin Gozdowski. Ein großes Altenheim benötige 35 Liter Desinfektionsmittel pro Tag, ergänzt sein Kollege Möller.

„Weil besonders bei kleinen Gebinden, also Fläschchen mit Desinfektionsmittel für die Hosen- oder Handtasche, ein Engpass besteht, haben wir kleine 100 Milliliter-Flaschen befüllt“, berichtet Christian Möller. Größere Mengen werden aber in 10-Liter-Kanister abgefüllt, die in ausreichender Menge verfügbar sind. Bei anderen Flaschengrößen, insbesondere mit Pump-Verschluss, beständen derzeit Lieferengpässe. „Momentan überrollt es uns im Volumen. Der Markt ist vollkommen überfordert“, sagt Gozdowski, dem ein seriöser Preis wichtig ist, auch wenn die überall dringend benötigten Desinfektionsmittel inzwischen zu teils horrenden Preisen angeboten werden. Für den fairen Preis haben sich schon Kunden ausdrücklich bedankt. Durch Ausrichtung des Vertriebs auf Anbieter der medizinischen Grundversorgung, die bei der Lieferung bevorzugt werden, kann das Unternehmen verhindern, dass Zwischenhändler beim Wiederverkauf ihren Reibach machen.

Bei der Beschaffung des Alkohols verlassen sich die Einkäufer bei Dr. Stöcker auf die bisherigen Lieferanten, aber beschreiten auch kreative Wege: Beispielsweise wurde ein Tankwagen mit Alkohol von dem bekannten Spirituosen-Hersteller „Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien“ bezogen, der für die Desinfektionsmittel-Produktion gewonnen werden konnte. Gleichzeitig setzt man auf lokale Lieferanten wie beispielsweise GEWA aus Bingen, die die Etiketten für die 100-Milliliter-Flasche innerhalb von nur zwei Tagen lieferten.

Sofern genug Alkohol beschafft werden kann, könnte Dr. Stöcker den Ausstoß an Produktionsmittel verdoppeln, auf 60 Tonnen pro Tag.